Gegenwartskunst und Blicke in die Vergangenheit

Städtische Galerie Traunstein veranstaltet neun Ausstellungen

Die Städtische Galerie Traunstein sieht ihre Aufgabe darin, ein interessantes, abwechslungsreiches Ausstellungsprogramm anzubieten, Kunst der Gegenwart und Vergangenheit in Ausstellungsrundgängen zu vermitteln und als kulturelle Einrichtung der Stadt Traunstein ein Anlaufpunkt für einen engagierten Schulunterricht und ganz allgemein für kulturelle Bildung zu sein.

Im Vordergrund des Programms steht dabei, bildende Kunst in Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu setzen und für die ausgestellten Werke eine Einordnung in Fragestellungen der Kunstbetrachtung und Rezeption zu ermöglichen. Nicht zu kurz kommt dabei, dass Besucher der Ausstellungen der Städtischen Galerie einen Ort vorfinden, wo nicht nur eine kritische Auseinandersetzung möglich ist, sondern sich auch Raum eröffnet für das Innehalten im hektischen Alltag und für eine kontemplative und unterhaltsame Betrachtung.

Das Ausstellungsprogramm wird langfristig und nach inhaltlichen Gesichtspunkten entwickelt, die aktuelle regionale und überregionale Themen und Tendenzen spiegeln. In jedem Jahr erreichen die Städtische Galerie Traunstein viele Bewerbungen von Künstlern aus ganz Deutschland, die ihre Kunst in den hervorragend ausgestatteten Räumen des Kulturforums Klosterkirche ausstellen möchten. Seit der Sanierung des Traunsteiner Kulturforums ist das Interesse noch einmal deutlich gestiegen. Aufgabe eines fünfköpfigen Fachgremiums ist es, aus der Fülle von Bewerbungen und Projektideen, welche die Städtische Galerie vorbereitet, ein stimmiges Jahresprogramm zusammenzustellen. Für 2024 hat das beratende Fachgremium aus der Fülle von Bewerbungen und Projektideen neun Ausstellungen konzipiert, die nun im Laufe des Jahres umgesetzt werden.

Den Start macht ab Mitte März eine Ausstellung, welche die Ergebnisse des Bildhauerwettbewerbs zur Neugestaltung des Maxplatzes präsentiert. Der Maxplatz ist der von Fußgängern am stärksten frequentierte Ort im Herzen der Stadt Traunstein. Ziel seiner Neugestaltung ist es, dass der Platz von einer Verkehrsdrehscheibe zu einem Ort der Begegnung, des Austauschs und des Aufenthalts wird.

Mit einem künstlerisch zeitgemäßen Akzent werden eine Steigerung der Aufenthaltsqualität und die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit der Salzgeschichte unserer Stadt erwartet. Die Ausstellung präsentiert die Konzepte, Ideen, Pläne und Modelle der sechs eingeladenen, renommierten Bildhauerinnen und Bilderhauern: Dorothea Reese-Heim (*1943), Florian Lechner (*1938), Gabriele Obermaier (*1959), Julie Hayward (*1968), Lucia Dellefant (*1965) und Robert Dufter (*1969).

Daran schließt sich die Ausstellung „Ordnungen des Expressiven“ an mit Malerei von Stefanie Hoellering, Anton Petz und Dietmar Janz (April/Mai). Das Eigenschaftswort „expressiv“ bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch so viel wie „ausdrucksstark“. Eine formale und / oder inhaltliche Ausdrucksstärke ist das einende charakteristische Kennzeichen der Malerei dreier Künstler, deren Bilder in dieser Ausstellung zu sehen sind.

Die Malerei von Stefanie Hoellering (1955-2000) ist leidenschaftlich und intensiv und beschäftigt sich mit den existentiellen Menschheitsthemen wie Geburt, Krankheit, Liebe und Tod. Anton Petz (*1962) umkreist das Gegensatzpaar von Individuum und Menschengruppen, von Subjektivität und Gesellschaft, von Extro- und Introvertiertheit. Und von Dietmar Janz (*1957) werden seine exquisiten Künstlerbücher sowie zwei Serien mit Papierarbeiten gezeigt, die einen gestischen, heftig-impulsiven und spontanen Gestaltungswillen voller farbintensiver Schöpferkraft zeigen.

Eine Kombination aus Kreativworkshops inklusive Lesungen für Kinder von sechs bis zwölf Jahre und der Präsentation ihrer eigenen, fast ausschließlich aus bereits gebrauchtem Alltagsmaterial hergestellten Kunstwerke, bietet die aus Berlin kommende Künstlerin Patricia Thoma (*1977), die im Juni zu Gast in Traunstein sein wird. Die aus Plastikverpackungen fein gearbeitete prächtige Kleidung und die glänzenden Modeaccessoires der Künstlerin waren bereits in vielen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. An drei Tagen lädt die Künstlerin Kinder zu ihren Kreativworkshops ein, die im Ausstellungsraum stattfinden. Thomas Ausstellung in Traunstein ist als Prozess konzipiert, denn auch die in den Workshops entstandenen Werke der Kinder werden integriert und gezeigt. Ein mehrfacher Besuch der Ausstellung „Zu schön, um wahr zu sein“ lohnt sich deshalb umso mehr.

Bereits im Januar fand im Rahmen des Literaturfests „Leseglück“ eine Lesung aus den Werken der fast vergessenen Schriftstellerin Franziska Hager statt, die 1874 in Traunstein geboren wurde. Anlässlich ihres 150. Geburtstages taucht die Ausstellung „Siehe da, eine Frau!“ tief ein in die Vergangenheit und vergegenwärtigt anhand von Dokumenten, Bildern, Fotografien und Auszügen ihres literarischen Werkes, die Biografie einer Schriftstellerin im Kontext ihrer Zeit.

In Franziska Hagers Romanen, Dramen und in ihrer Lyrik geht es immer wieder darum aufzuzeigen, wie sehr Mädchen und Frauen in traditionellen Geschlechterrollen und Klischees von Weiblichkeit gefangen sind. Die Ausstellung verknüpft das literarische Thema der Emanzipation mit dem persönlichen Lebensweg von Franziska Hager und betten diesen in den soziokulturellen Hintergrund der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts ein. Die Ausstellung wird vom Historischen Verein für den Chiemgau zu Traunstein e.V. und der Städtischen Galerie gemeinsam veranstaltet.

Kein Thema hat in diesem Jahr die jurierte Offene Jahresausstellung des Traunsteiner Kunstvereins (Juni/August) und betitelt die große Präsentation der Kunstschaffenden aus der Region mit „Best of“. Alle Räume des Kulturforums Klosterkirche stehen für die Werke zur Verfügung, im Kirchenraum werden überwiegend dreidimensionale Skulpturen und Plastiken platziert, während in den zwei Ausstellungsräumen im 1. und 2. Obergeschoss des Südflügels viel Malerei, Fotografie, Druckgrafik und Zeichnungen gezeigt werden.

Nahtlos ist der Übergang vom Abbau der Kunstvereins-Ausstellung zum Aufbau von extra für den Kirchenraum entworfenen Installationen zweier Münchner Bildhauer, die unter dem paradoxen Ausstellungtitel „Massive Transparenz“ läuft. Martin Schmidt (*1963) und Heiko Börner (*1973) ließen sich von der Architektur und der Aura des Kirchenraums inspirieren und setzen sich in ihren Installationen mit Fragen der Transzendenz und des numinos Ungreifbaren auseinander.   (August).

Die Traunsteiner Sommerkonzerte (September) stehen heuer unter dem Motto „Luft“. Das heißt, dass die zur Aufführung kommenden Konzerte thematisch in diesen Rahmen eingebunden sind. Ausgesprochen reizvoll ist es für die Städtische Galerie, Beispiele dazu aus der bildenden Kunst zu finden. Geplant ist Videokunst, die um die Themen Luft, Atmen und Wind kreist.

Wofür stehen Symbole in der bildenden Kunst? Die Ausstellung zeigt Kunstwerke von Wilhelm Neufeld (1908-1995), Bruno Tausend (1915-1984), Almut Wöhrle-Russ (*1950) und Oliver Stephan(*1971), die in ihrer Malerei und in ihrer Druckgrafik visuelle Sinnbilder entwerfen. Farbe, Form und Darstellungsinhalte gehen mit einer symbolischen Dimension über eine naturalistische Darstellung der Wirklichkeit hinaus und fragen danach, was die Welt im Innersten zusammenhält.  Ergänzt wird die Präsentation der Maler mit Bronzeplastiken des Kirchnerschülers und Bildhauers Stefan Forler (*1940). (September / Oktober)

Das Ausstellungsjahr 2024 klingt dann im November und Dezember mit der Gruppenausstellung „Jede Linie ist eine Spur III“ aus. Bereits zweimal, nämlich 2011 und 2012, hat die Städtische Galerie Ausstellungen, die ausschließlich dem Medium Zeichnung gewidmet waren, zusammengestellt. Diesmal kommen noch Skizzenblätter hinzu.  Das Spektrum reicht dabei von spontan-gestischer Linienführung über experimentelle Ansätze, dem écriture automatique verwandt, bis hin zu konkret-konstruktivistischen Lösungen. Die Zeichnung ist ein eher zurückhaltendes Genre, das reichlich Raum bietet für einen eher kontemplativen Ausstellungsbesuch. Die häufig kleinformatigen Kunstwerke, die eine intensive Betrachtung herausfordern, führen beim Betrachter zu spontanen Gedanken und eigenen Assoziationen, denn: „Jede Linie ist eine Spur“.

Das Ausstellungsprogramm 2024 der Städtischen Galerie gibt es auch als Papierflyer, der im Kulturforum Klosterkirche und in allen städt. Kultureinrichtungen ausliegt oder bei der Leiterin der Städtischen Galerie, Judith Bader, per Mail galerie@stadt-traunstein.de Kaum zu glauben, aber diese Kunstwerke sind aus Abfallmaterial hergestellt. Die Ausstellung von Patricia Thoma wird von Upcycling-Workshops für Kinder begleitet. angefordert werden kann.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Vier züngelnde schwarze Schlangen, eine untergehende Sonne und eine Horizontlinie, die den Himmel von der Erde trennt, zeigt dieses Ölgemälde von Bruno Tausend. Die Ausstellung „Das Symbol. Erkenntnisse des Absoluten“ zeigt Arbeiten von fünf Künstlern aus verschiedenen Generationen.
Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Kaum zu glauben, aber diese Kunstwerke sind aus Abfallmaterial hergestellt. Die Ausstellung von Patricia Thoma wird von Upcycling-Workshops für Kinder begleitet.