Herausragendes Engagement für Traunstein

Friedbert Mühldorfer, Michael Felsenstein und Wolfgang Stark erhielten Ehrenmedaille

Für ihr außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement hat die Stadt Traunstein Friedbert Mühldorfer, Michael Felsenstein und Wolfgang Stark mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet. Sie hätten sich „seit vielen Jahren um die Aufarbeitung der Geschichte sowie die Kultur und sozialen Belange der Stadt verdient gemacht“, wie Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer in seiner Festrede im Kulturforum Klosterkirche hervorhob.

Das Ehrenamt sei das „Rückgrat der Gesellschaft“, es gebe „unserer Stadt ein menschliches Gesicht“, betonte der Rathauschef.  Bereits seit 1973 regle das Ehrenstatut drei Stufen der Auszeichnung: Das Ehrenbürgerrecht zeichne als höchste und älteste Ehrung Persönlichkeiten aus, die sich herausragende, bleibende Verdienste erworben haben. Erst vor kurzem ist diese Ehre Waltraud Wiesholler-Niederlöhner zuteil geworden. Mit dem Ehrenring und der Ehrenmedaille werden besondere Leistungen in verschiedenen Bereichen oder um die Stadt gewürdigt.

Ein „Glücksfall für Traunstein“

„Zweifellos sind sie alle drei Geehrten ein Glücksfall für die Stadt Traunstein“, lobte Hümmer das besondere ehrenamtliche Engagement. Erst im November hatte der Stadtrat die Verleihung der Ehrenmedaille an Mühldorfer, Felsenstein und Stark beschlossen.

Friedbert Mühldorfer, der als Lehrer für Geschichte, Deutsch und Sozialkunde in München unterrichtete, habe sich intensiv mit der Geschichte des NS-Regimes in der Region auseinandergesetzt und sich über Jahrzehnte hinweg der historischen Forschung und der Erinnerungskultur gewidmet, sagte Hümmer. So habe er zusammen mit Gerd Evers wegweisende historische Publikationen verfasst, eine Ausstellung über „Verfolgung und Widerstand“ auf den Weg gebracht, Stadtführungen und Schülerarbeiten betreut. Ebenso habe er den Gedenkstein für die jüdische Familie Holzer in Traunstein initiiert und - ganz aktuell – in einem Buch das Schicksal dieser Familie erforscht.

Erinnerung an Gräueltaten

Gerade angesichts der gegenwärtigen Tendenz zum Vergessen und Relativieren historischer Gräueltaten, so der Rathauschef, sei auch Mühldorfers langjähriges Engagement in der Kreisvereinigung Traunstein der Verfolgten des Naziregimes – Bunde der AntifaschistInnen“ und als Initiator der Gedenkfeier im KZ-Friedhof Surtal „gar nicht hoch genug einzuschätzen“. Seit mittlerweile 40 Jahren werde dort – unter Einbeziehung von Zeitzeugen – jedes Jahr daran erinnert, dass SS-Wachleute bei Kriegsende in einem Wald 66 KZ-Häftlinge erschossen.

Mühldorfer, ein gebürtiger Regensburger, freute sich, dass die Veranstaltung in Surberg inzwischen ein „wesentlicher Teil der Gedenkkultur“ geworden seien. Die Gespräche mit Zeitzeugen seien für ihn als Regensburger wichtig gewesen, um in der Region heimisch zu werden und „das Wissen zu bewahren“. Zugleich müsse die Beschäftigung mit der „schlimmen Zeit von 1933 bis 1945“ keine Belastung sein, sondern könne einen „engagierten eigenen Weg durchs Leben“ eröffnen. Deshalb freue es ihn auch, dass gerade junge Menschen Interesse an Geschichte zeigen und sich damit in die Diskussion einbringen.

Inklusives Theaterspiel gefördert

Michael Felsenstein lobte Oberbürgermeister Hümmer dafür, dass er sich seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich für das inklusive Laienspieltheater „Du und Ich“ als Texter, Komponist, Sänger, Regisseur und Pianist eingesetzt habe. Mit seinem Engagement habe er die jährlichen Neuinszenierungen im Traunsteiner NUTS  ermöglicht und damit die bessere Sichtbarkeit und „die Persönlichkeitsentwicklung von Menschen mit Behinderung“ ermöglicht.

Als Absolvent der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst habe Felsenstein im ganzen deutschsprachigen Raum Bühnenpräsenz gezeigt und habe als erfahrener Chorleiter, Theater- und Gesangslehrer das kulturelle Leben im Chiemgau maßgeblich mitgestaltet. Er sei ein echter „Fixstern der Kulturarbeit“.

Felsenstein bedankte sich über „viele helfende Hände“, die ihn bei seiner Arbeit unterstützt, inspiriert und Kraft gegeben hätten, nicht zuletzt seine Frau. Speziell die Lebenshilfe, die Probenräume zur Verfügung stelle, und die Familie Fuchs aus dem NUTS seien tragende Säulen seiner Arbeit. Die Leitung des Chiemgauchors erfülle ihn im Ruhestand angesichts des starken Mitgliederzuwachses auch nach 23 Jahren „mit viel Freude“, ebenso wie die Theaterarbeit mit Menschen mit und ohne Behinderungen.

Hunderttausende Euro für Hilfsbedürftige

Die Ehrenmedaille verdient habe auch Wolfgang Stark mit seinen sehr engagierten sozialen und kulturellen Initiativen für die Stadt, sagte der Oberbürgermeister. Als „zupackender Macher und Leiter der Berufsschule I“ habe er Generationen von Schülern und Handwerker aus der Region geprägt. Nicht zuletzt auch als langjähriger Aktiver und Präsident des Traunsteiner Lions-Clubs habe er mit Wohltätigkeitsbällen und dem von ihm mitinitiierten Büchermarkt Hunderttausende von Euro für gemeinnützige Zwecke erwirtschaftet.

Mit den Initiativen „Klasse 2000“ und „Lions Quest“ habe er sich für die Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltprävention sowie die Persönlichkeitsentwicklung von Schülern eingesetzt. Besonders bemerkenswert sei Starks Engagement für Typisierungsaktionen zur Stammzellenspende gewesen, die 14 Leukämiekranken geholfen haben. Nicht zuletzt sei der Einsatz von Stark zur Verschönerung des Traunsteiner Stadtbilds gewesen, so bei der Versetzung des Rupertusbrunnens und der Restaurierung des Kreuzwegs nach Sparz, lobte Hümmer.

Wolfgang Stark blickte mit Stolz darauf zurück, dass sich die Berufschule I zu einer „tragenden Säule für das Handwerk in Südostoberbayern“ entwickelt habe. In den vergangenen 50 Jahren seien dort 134.000 Schüler unterrichtet worden. Ein Anliegen sei ihm speziell die Förderung der IT-Ausbildung gewesen. Das gute Renommee sei der gesamten Lehrerschaft zu verdanken. Als Traunsteiner sei seine Heimatstadt für ihn die „lebenswerteste Stadt weit und breit“. Dafür habe er sich gerne stark gemacht.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Mit der Ehrenmedaille der Stadt Traunstein für besondere Verdienste um die Erforschung der Geschichte, die Kultur und soziale Belange zeichnete Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer Wolfgang Stark, Michael Felsenstein und Friedbert Mühldorfer aus (von rechts).