„Ein denkwürdiger und historischer Tag für Kammer!“
Strahlende Gesichter bei Jung und Alt. Nach etwa eineinviertel Jahren Bauzeit konnte die neue Sporthalle am 6.11. im Traunsteiner Ortsteil Kammer feierlich in die Hände der Grundschulkinder sowie der Ortsvereine übergeben werden. „Vorfahrt für Familien und Kinder“, freute sich Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer über den erfolgreichen Abschluss des 5,5 Millionenprojekts im Rahmen einer kleinen Feierstunde in den neuen Räumlichkeiten.
Zahlreiche politische Vertreter, allem voran Staatsministerin Michaela Kaniber, die stellvertretend für den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder gekommen war, sowie dem Regierungspräsidenten Dr. Konrad Schober aber auch zahlreiche Vereinsvertreter, die beteiligten Baufirmen und die gesamte Schulfamilie versammelten sich in der neuen Einfachturnhalle, um den kirchlichen Segen in Empfang zu nehmen und den symbolischen Schlüssel aus den Händen der Architektin Helga Meinl in Empfang zu nehmen.
„Es ist wirklich ein denkwürdiger und historischer Tag für Kammer“, freute sich Traunsteins Stadtoberhaupt in seiner Festrede und hob die Bedeutung der Schule für das Dorf hervor. „Ohne Schule keine Zukunft für den Ort Kammer“, sagte er und lobte in einem Atemzug die staatliche Förderung für den Ersatzneubau der Turnhalle, „dies war eine echte Förderung des ländlichen Raumes ohne die wir dieses Herzensprojekt nicht hätten realisieren können“.
5,5 Millionen Euro wurden seitens der Stadt Traunstein in den Ersatzneubau investiert. Davon hat sie 2,74 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem „Investitionspakt Sportstätten“ erhalten. Der Investitionspakt Sportstätten ist ein ergänzendes Programm zur Städtebauförderung und wird auf Grundlage einer jährlichen Bund-Länder-Vereinbarung zur Förderung städtebaulicher Maßnahmen im Bereich Sport umgesetzt.
Gleichzeitig betonte Traunsteins Stadtoberhaupt, „so funktioniert Bayern! Gestartet mit einer guten Idee haben alle zusammengearbeitet und können sich nun freuen, großartiges geschaffen zu haben“ und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu „auch wenn es 25 Jahre gedauert hat, jetzt ist es geschafft und die Zeiten vom Sport im Dachgeschoss sind endgültig vorbei“. Ab der kommenden Woche starten die derzeit 98 Kammerer Grundschulkinder in der neuen Turnhalle den Sportunterricht, eine Woche später wird die Halle auch den Ortsvereinen zur Verfügung stehen.
Die Staatsministerin Michaela Kaniber sagte „was lange währt wird endlich gut“ und freute sich insbesondere darüber, „dass man miteinander gesprochen hat und nicht übereinander. Viele haben zu diesem großartigen Erfolg für den Ort und seine Bewohner einen Beitrag geleistet“. Sie würdigte das Gemeinschaftswerk und lobte in ihrer Ansprache insbesondere die Leistungen der Lehrerschaft für deren gesellschaftlich wichtigen Beitrag. „In ein Dorf gehört eine Schule, eine Kirche und ein Wirtshaus – wenn dies verloren geht, dann haben wir auch das gesellschaftliche Miteinander verloren“, so die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.
Schulleiter Alexander Fietz stellte fest, „jetzt ist endlich zusammen, was zusammengehört“. Seiner Meinung nach ist die neue Sporthalle, die unmittelbar an das Schulhaus im Ortszentrum angrenzt, ein Meilenstein für den Schulstandort Kammer. Gemessen an der prognostizierten Zunahme der Schülerzahlen, die in den kommenden Jahren von 400 auf 700 ansteigen werden, ist die Sanierung der Grundschule Kammer sowie der Bau der Sporthalle seiner Meinung nach von unermesslichem Wert. Mit seiner Aussage, „wir brauchen für den Schwimmunterricht aber auch noch eine Schwimmhalle“, sorgte er unter den Gästen für einen Lacher.
Die Schulkinder selbst hatten es sich auch nicht nehmen lassen, mit Liedern und kleinen Einlagen den Festakt zu bereichern. Zusammen mit ihren Lehrern sangen, tanzten und musizierten sie sehr zur Freude der Gäste zwischen den Ansprachen. Die Freude über die neue Turnhalle war der gesamten Schulfamilie sichtlich anzusehen und so war die Freude natürlich groß, als sie von der Architektin Helga Meinl noch einige Spiel- und Sportgeräte zum Start geschenkt bekommen haben.
„Vor fünf Jahren war es noch ein Hirngespinst und heute ist es Realität. Vom Turnraum unterm Dach der Schule bis hierher ist es ein Quantensprung“, freute sich unterdessen Markus Wimmer vom Verein Dorfentwicklung Kammer Rettenbach e.V. und ergänzte, „mit guten Partnern an der Seite ist vieles möglich“, so der Vorsitzende, der stellvertretend für die Ortsvereine gesprochen hat. Gleichzeitig informierte er, dass es für alle Dorfbewohner noch einen großen Tag der offenen Tür geben soll.
Die Architektin Helga Meinl aus Inzell würdigte in ihrer Ansprache insbesondere alle am Bau beteiligten Firmen. „Mehr als 25 Gewerke haben diese tolle Sporthalle geschaffen“, freute sie sich. Ein dickes Dankeschön richtete sie auch an die Nachbarschaft, „ohne eure Geduld und eure guten Nerven während der Bauphase wäre dies alles nicht möglich gewesen“, dankte sie den Anwesenden und hob insbesondere Kathrin Huber vom städtischen Hochbauamt und Dominik Lehr vom Planungsbüro Silberbauer besonders hervor.
„Der Auftrag, eine Verbesserung zum bestehenden Mehrzweckraum herbeizuführen, war leicht zu toppen“, betonte die Architektin lächelnd und hat anschließend die Realisierungsphase Revue passieren lassen. „Während des laufenden Schulbetriebs haben wir im Mai 2023 die Baumaßnahme gestartet“, informierte sie und ergänzte, „bereits im September konnte der Dachstuhl errichtet werden. Anschließend startete der Innenausbau, der im Oktober 2024 abgeschlossen werden konnte.
„Wenn ich eines gelernt habe, dann das es in Kammer Wind und Wasser gibt“, so Helga Meinl und zielte dabei auf die beiden Rückschläge während der Bauphase ab. Im August vergangenen Jahres stürzte der Baukran auf ein Wohngebäude in der Nachbarschaft. „Wir hatten Glück im Unglück, dass es hier beim Sachschaden geblieben ist“, so ihre Worte. Oberflächenwasser ist auf der Zielgeraden der Bauarbeiten im August dieses Jahres in die Halle eingedrungen. Sieben Wochen lang mussten Trocknungsmaßnahmen durchführt werden. „Dafür haben wir jetzt die trockenste und keimfreiste Sporthalle im Chiemgau“, so die Architektin.
„Architektonisch ist die Halle sehr transparent mit einer hellen, freundlichen Farbgebung gestaltet worden“, so ihre Beschreibung. Der natürliche Baustoff Holz hat in mehrfacher Art und Weise Einzug gehalten. Gleichzeitig konnte ein 450 Quadratmeter großer Pausenhof geschaffen werden. Die Sporthalle verfügt neben einem Foyer über zwei Umkleideräume samt sanitärer Anlagen, eine Teeküche sowie ein Lehrer und Erste Hilfe Zimmer. Es wurde als Energieeffizienzhaus 40 errichtet, was energetisch annäherungsweise einem Passivhausstandard entspricht.
Die Sportfläche in der zur Hälfte unter die Erde gebauten Halle ist 28 Meter lang und 15 Meter breit. Der Boden ist als schwingender Sportboden mit Linoleumoberbelag samt Fußbodenheizung realisiert. Das Sportfeld wurde mit umlaufenden Prallwänden aus Holz verkleidet, was nicht nur für Verletzungsfreiheit bei den Sportlern sorgen soll, sondern auch positiven Einfluss auf die Akustik in der Halle hat. Holzwolleleichtbauplatten in den Dachschrägen wirken sich ebenfalls positiv auf die Raumakustik aus.
Neben den Basketballkörben sind auch Turnringe fest montiert die während der Sportstunden zum ohne großen Aufwand zum Einsatz gebracht werden können. Die gesamte Turngeräteausstattung wurde ebenfalls neu angeschafft und umfasst alle gängigen Gerätschaften wie Trampoline, Kasten, Matten und Co. Darüber hinaus sind auch Ballsportarten wie Basketball, Fußball, Handball Volleyball oder Badminton möglich. Ein sogenanntes Multimotioncenter, eine Kombination von Bewegungslandschaft, Kletter-, Spiel- und Trainingsanlage sowie eine Boulderwand runden die Ausstattung ab.
Zum Abschluss übergab Helga Meinl den symbolischen Schlüssel in die Hände von Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer und den Schulleiter Alexander Fietz, ehe der evangelische Dekan Peter Bertram sowie Stadtpfarrer Konrad Roider den kirchlichen Segen für die neue Halle und deren Nutzer spendeten. „Sport hat eine hohe Bedeutung und schafft eine Balance zwischen Körper und Geist“ hob Peter Bertram hervor und Konrad Roider meinte augenzwinkernd in Richtung der Architektin „sie müssen jetzt ganz stark sein“, als er den Sprenger in den Weihwasserkessel eintauchte und das Wasser „großzügig“ in der Halle verteilte.
Text und Bilder: Hubert Hobmaier