„Die Königin war gerührt von den Bildern“

Jubiläumsfestakt mit zwei Partnerstädten – Gäste aus England und Wesseling in Traunstein

Doppelter Grund zur Freude in Traunstein. Nachdem bereits vor 40 Jahren eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Wesseling am Rhein besiegelt wurde, folgte mit der englischen Kommune Haywards Heath vor 30 Jahren eine weitere Partnerschaft. Diese Jubiläen nahmen die Verantwortlichen in der Stadt Traunstein nun zum Anlass, Vertreter beider Partnerstädte in das Kulturforum Klosterkirche einzuladen und mit ihnen gemeinsam die Jubiläen zu feiern. Dabei wurden auch die Partnerschaftsurkunden erneuert und damit die Verbundenheit für die Zukunft bekräftigt.

Bei allen Ansprachen kam eines am deutlichsten zum Ausdruck. Städtepartnerschaften sorgen für einen Blick über den eigenen Tellerrand, es entsteht Kommunikation und führt zu Freundschaften sowie zu einer Verbundenheit. Traunsteins Stadtoberhaupt Dr. Christian Hümmer formulierte es folgendermaßen, „die Europawahl hat gezeigt, dass sich politische Gewichte und Themen derzeit verschieben“ und brachte seine Sorge zum Ausdruck, „was über Jahrzehnte in Europa für Freiheit, Frieden, Wohlstand und Sicherheit gesorgt hat, steht nun einmal mehr zur Disposition“.

Gleichzeitig ermutigte er, „wir müssen aus den Unterschieden weiterhin Gemeinsamkeiten und neue Impulse für die Zukunft entwickeln“, so der Appell des Traunsteiner Oberbürgermeisters. In seinem Rückblick betonte er zudem, dass die Wurzeln zur Partnerschaft mit Haywards Heath bis ins Jahr 1977 zurückreichen, da in diesem Jahr erstmals ein Schüleraustausch der Reiffenstuel Realschule mit dem College in Haywards Heath erfolgte.

1988 wurde in Traunstein der Freundschaftsclub gegründet und die Partner in England gründeten das Gegenstück, die Twinning Association. Am 13.4.1993 wurde schließlich durch den damaligen Oberbürgermeister Fritz Stahl und dessen damaliger Amtskollegin, Susan French, die Urkunde zur „offiziellen“ Städtepartnerschaft unterschrieben. „Es war nicht zuletzt die Euphorie und der Einsatz für ein gemeinsames und friedliches Europa und offene Grenzen, das die Menschen damals beflügelt hat“, so Christian Hümmer.

„Der Ursprung zur Partnerschaft mit Wesseling reicht bis ins Jahr 1963 zurück“, betonte Traunsteins Oberbürgermeister in seiner Ansprache. Der Männergesangsverein Wesseling nutzte die Große Kreisstadt auf dem Rückweg von einem Sängerfest in Österreich für einen Aufenthalt samt Auftritt. In den Jahren danach wurde der Austausch enger und die gegenseitigen Besuche häufiger, ehe am 21.09.1984 die Partnerschaft durch Traunsteins ehemaligen Oberbürgermeister Rudolf Wamsler sowie dem damaligen Wesselinger Bürgermeister Alfons Müller besiegelt wurde.

„Der Frieden ist in Gefahr und ich lebe außerhalb der Europäischen Union“, so eröffnete die amtierende Bürgermeisterin von Haywards Heath, Stephanie Ingelsfield, ihr Grußwort im Kulturforum. Dennoch freue sie sich, dass nun erstmals seit der Covid-Pandemie ein Besuch in der Partnerstadt Traunstein möglich wurde und hob in ihrer - überwiegend deutsch vorgetragenen – Ansprache den langjährigen Schüleraustausch zwischen den beiden Kommunen hervor. „Trotz vieler Schwierigkeiten ist alles möglich, wenn wir weiter zusammenarbeiten“, bekräftigte sie ihren Wunsch zur Fortführung der Städtepartnerschaft.

Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke sorgte mit seiner Aussage „Essen und Trinken, gute Musik und ein gemeinsamer Fußballabend. Traunstein sorgt mit einem tollen Abendprogramm bestens für uns“, für einen Lacher unter den Gästen. Gleichzeitig bekräftige er, „dass Städtepartnerschaften einen Teil dazu beitragen, Frieden, Freiheit und die Demokratie zu festigen und diese Partnerschaften gemeinsame Werte zum Ausdruck bringen“.

John Sabin ehemaliger Bürgermeister von Haywards Heath erzählte in seinem Grußwort als Vertreter der Twinning Association die ein oder andere Anekdote aus der gemeinsamen Geschichte der Partnerschaft. Er berichtete unter anderem von einem durch Günter Miedaner angestoßenen Malwettbewerb an Traunsteins Schulen mit dem Thema „Feiere den 90. Geburtstag Ihrer Majestät der Königin“. Das Siegerbild wurde damals an die mittlerweile verstorbene Königin Elisabeth II. übermittelt und man habe die royale Rückmeldung erhalten, „dass sich die Königin sehr gerührt zeigte und gegenüber der Idee aus Traunstein ihre freundlichen Gefühle zum Ausdruck gebracht habe“, so John Sabin.

Als roten Faden in all dieser Zeit bezeichnete John Sabin „die offene und ehrliche Kommunikation sowie ein ständiges Reden“. Seiner Meinung nach ist dadurch eine würdige und langjährige Partnerschaft entstanden, auf die alle Beteiligten zurecht stolz sein dürfen. „Bleiben wir optimistisch, passen wir uns der sich verändernden Welt an und reden wir weiter miteinander“, so sein Appell am Ende der Ansprache, die mit viel Applaus bedacht wurde.

Der Vorsitzende des Traunsteiner Freundschaftsclubs Haywards Heath warf unterdessen die Frage auf, „wie können wir auch in Zukunft Kinder und Jugendliche dafür gewinnen, den interkulturellen Austausch zu suchen?“. Günter Miedaner bezeichnete dabei ein Filmprojekt des AKG Traunstein, „dass das Leben an einer Traunsteiner Grundschule zeigt und nun in England den Schülerinnen und Schülern mehrerer Schulen präsentiert wird“, als leuchtendes Beispiel. Weiter bekräftigte der Vorsitzende des Freundschaftsclubs Haywards Heath, „Städtepartnerschaften sind nicht aus der Zeit, sie bringen Menschen zusammen, bauen Vorurteile ab, lassen neue Freunde finden und erweitern den Horizont“.

Die Verbundenheit zu den beiden Partnerstädten Haywards Heath und Wesseling wurde anlässlich des Jubiläumsabends auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass mit den Vertretern der beiden Partnerstädte erneut Urkunden zur Erneuerung der Partnerschaft unterzeichnet wurden und sich die Gäste in das Ehrenbuch der Stadt Traunstein eigetragen haben. Zahlreiche ehemalige amtierende und ehemalige Stadträte sowie die beiden Alt-Oberbürgermeister Manfred Kösterke und Fritz Stahl sowie der Stimmkreisabgeordnete das Landtages, Konrad Baur, nahmen an dem Festabend teil.

Als kleine Zeichen der Verbundenheit wurden abschließend Erinnerungs- und Gastgeschenke ausgetauscht. Eine Panoramaaufnahme Traunsteins wird in den kommenden Tagen sowohl den Weg an den Rhein sowie nach England finden. Weitere kleine Aufmerksamkeiten kamen unter anderem von den heimischen Brauereien. An dieser Stelle herrschte zumindest bei den Deutschen Rathaus Chefs Uneinigkeit über die „richtige Glasgröße“ für den Gerstensaft, was in einem „charmanten Streitgespräch“ um die Frage nach „0,2 oder 0,5 Litern“ auf der Bühne endete.

Den geselligen Teil des Abends läuteten die Mitglieder des Männergesangsvereins Wesseling mit einem stimmgewaltigen „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ ein, bei dem sich auch die Mitglieder der Stadtmusik Traunsteins nicht lange haben bitten lassen und die Männerstimmen musikalisch untermalten. Die Traunsteiner Musikanten sorgten zwischen den Festreden und beim gemeinsamen Abendessen außerdem für die musikalische Begleitung des Festaktes, der mit der Möglichkeit zum „Public Viewing“ beim Eröffnungsspiel der Fußball Europameisterschaft seinen geselligen Ausklang fand. 

 

Text und Bilder

Hubert Hobmaier